Zuerst ein paar Gründe, warum ich davon abrate.
Wenn ich das CliftonStrengths Assessment ein zweites Mal mache, bin ich hoffentlich bereits ein bisschen voreingenommen und glaube, dass es besser ist, in meine Stärken zu investieren, als meine Schwächen lösen zu wollen.
Oder noch besser: ich verstehe meine Schwächen nicht mehr unbedingt als die Dinge, die ich nicht kann, sondern als das, was mich daran hindert, effizient, produktiv und hilfreich zu sein.
Das können ja durchaus meine Stärken sein, wenn sie zu viel Platz und Beachtung fordern.
Dieses Wissen allein lässt mich bereits anders auf gewisse der 177 Fragen des Assessments antworten.
Auch bedeuten ein paar Begriffe für uns jetzt etwas anderes. Empathie im Umgangssprachlichen unterscheidet sich von der Definition von Empathie durch Gallup. Wenn ich aber den Gallup’schen Begriff im Kopf habe, werde ich auf gewisse Fragen ebenfalls anders antworten.
Drittens ist es uns kaum möglich, 177 Fragen immer wieder genau gleich zu beantworten. Das führt zu Verschiebungen im Resultat, auf die ich mich dann konzentriere. Das führt dazu, dass ich dem Assessment weniger vertraue und daher weniger profitiere.
Kleinere Verschiebungen sind normal, auch gewisse Sprünge können gut erklärt werden, aber die Energie wird nun in die falsche Sache investiert.
In verschiedenen Studien, die von Gallup durchgeführt wurden, zeigte sich eine durchschnittliche Stabilität von rund 70% von Top 5 und 95% von Top 10.
Das heisst, dass im Durchschnitt eine Stärke aus den Top 10 rutscht und durch eine andere ersetzt wird. Die Ergebnisse der Studien können auf der Gallup-Webseite im Technical Report nachgelesen werden.
Doch zurück zu mir. Ich habe so viele Stärken im Bereich Strategisches Denken, dass ich natürlich selbst forschen musste. Aber auch wieder nicht.
Ich habe das Assessment im Februar 2017 gemacht, und im Rahmen meiner Zertifizierung im Oktober 2017 wiederholt. Ich tat das vor dem Kurs, weil mir für den Kurs ein Code zugesandt wurde und ich es noch nicht besser wusste.
Ich wiederholte das Assessment 2018, als Gallup die Plattform auf das heutige Access wechselte. Ich wollte wissen, wie der neue Prozess für meine Kunden aussah.
2019 machte ich das Assessment noch einmal. Ich hatte gerade den Krebs überwunden (oder besser, ich glaubte, es sei so). Gallup empfiehlt, das Assessment nach einem schweren Trauma gegebenenfalls zu wiederholen.
Und vor ein paar Tagen wurde ich von Gallup gebeten, die neue Version für Coaches, die Personal Subscription, für sie zu testen. Ich machte das Assessment in dem Rahmen noch einmal, um die Funktionen zu überprüfen.
Ich bin erstaunt, wie stabil das Ergebnis für mich ist.
Meine Top 10 unterscheiden sich jeweils in einem Talentthema: Maximizer (Höchstleistung), Self-Assurance (Selbstbewusstsein) und Relator (Bindungsfähigkeit) wechseln sich ab.
Für mich ist Maximizer ein typisches Beispiel für den oben beschriebenen Effekt: Ich bin jetzt auf einem Weg des stetigen Wachstums und weiss, dass da immer noch etwas geht.
Relator hingegen tanzte schon immer so um die Top 10 herum. Vielleicht ein Hinweis, dass ich elf dominante Stärken habe? Oder vielleicht sind es nur 9, nämlich die, die konstant in den Top 10 auftauchen? Vielleicht hat sich Relator auch nur vorgedrängelt, weil mir eine kleine Gruppe von Menschen wichtiger wurde in meinem Kampf gegen Krebs, Lungenembolie und mehr.
Wie gesagt, ich glaube, dass Maximizer sich eingeschlichen hat. Am wohlsten ist mir mit dem ursprünglichen Ergebnis, und ich schwanke im Moment zwischen 9, 10 und 11 dominanten Stärken.
Zum Abschluss noch die Gründe, die für ein zweites Mal sprechen, das Assessment durchzuführen:
- Trauma in der Zwischenzeit.
- Das erste Mal warst Du unter 25 Jahre alt, und das ist 5 Jahre oder mehr her.
- Du hast das Assessment mal gemacht, hast dabei aber daran gedacht, jemand anderem zu gefallen (z. B. Deinem Boss).
Wenn Dich das Ergebnis überrascht, nimm Dir einen Coach, der mit Dir dem Ergebnis auf die Spur geht. Ich mache das natürlich gerne.