Coaching ist ein Phänomen. Eigentlich ist es die Beschreibung eines Jobs im Sport: eine Person, die eine andere Person oder ein Team zu Höchstleistungen bringt und dafür die notwendigen Schulungs- und Trainingseinheiten organisiert.
Irgendwann vor ein paar Jahrzehnten entdeckte die Beratungsindustrie, dass auch Menschen in der Wirtschaft etwas Ähnliches brauchen.
Von da an ging der Wildwuchs los. Alles Mögliche war nun Coaching.
Coaching wurde nach einer Weile von Firmen definiert, die Coaching-Schulung und Zertifikaten anbieten, wie z.B. ICF. Wer zuerst kam, hatte die Definitionshoheit.
Persönlich bin ich davon überzeugt, dass die entsprechenden Definitionen sich nur an bestimmte Wertememe von Spiral Dynamics richten. Es werden hauptsächlich postmoderne Methoden in modernem, vermarktbarem Gewand verwendet.
Für mich ist es wichtig, wo sich mein Coachee, mein Kunde befindet. Anders ausgedrückt: was ist das Ziel des Coachings?
Möchte der Kunde seinen Platz in der Gesellschaft oder in einer ihm wichtigen Organisation finden? Möchte er seine Produktivität und Effizienz steigern? Möchte sie sich persönlich weiterentwickeln? Oder geht es darum, anderen dort zu begegnen, wo sie sich jeweils befinden? Oder darum, die eigene Entscheidungsfähigkeit, aber auch Macht zu Stärken?
Je nachdem braucht der Kunde einen Mundschenk, Lehrer, Business Coach, Personality Coach oder Begleiter.
Der Mundschenk konnte dem König beim Nachschenken des Weins einen Rat zuflüstern, ohne dass es auffiel, dass der König vom Rat eines anderen abhängig war. Eine Alternative ist der Narr, der sagen darf, was andere nicht dürfen, ohne den Kopf zu verlieren. Der König entscheidet dann selbst, wie er darauf reagiert. Im Zentrum steht die Stärke.
Der Lehrer weiss, wie etwas geht, und gibt dem Schüler Gewissheit. Ein anderer, häufig verwendeter Begriff ist Mentor: jemand, der bereits erlebt und gemeistert hat, was der Mentee braucht. Im Zentrum steht die Wahrheit.
Der Business Coach oder Berater ist auf eine bestimmte Weise eine Mischung von Mundschenk und Mentor. Zwar ist es nicht mehr so wichtig, dass der Beratene sein Gesicht nicht mehr verliert, weil er Rat annimmt. (Viel wichtiger ist, dass er in dem Berater oft einen Sündenbock hat.) TRotzdem ist es wichtig, dass der Rat auch ausgeschlagen werden kann, obwohl der Berater als Koryphäe auf dem Gebiet gesehen wird. Oft beschränkt sich die Beratung auf einzelne Projekte, fast sicher aber auf Business-Fragen. Im Zentrum steht der Erfolg.
Der Personality Coach hilft dem Coachee bei der Entwicklung seiner Persönlichkeit. Dabei wird vollständig auf Hierarchien verzichtet. Der Coach schlägt höchstens vor, führt aber im Idealfall seinen Coachee zur Selbsterkenntnis. Im Zentrum steht die Entwicklung.
Der Begleiter wird, was in der Situation notwendig ist. Lehrer, Spezialist, Mundschenk, Mentor, Narr. Vielleicht ist er das, was wir früher einen Freund nannten, Ergänzung, Abdeckung der blinden Flecken, Stütze, Sounding Board. Im Zentrum steht der Mensch.
Die Gefahr, wenn ein Coach ein bestimmtes Werkzeug verwendet, ist folgende: oft wünscht sich der Coachee nur, das Werkzeug kennen zu lernen, und der Coach wird zum Lehrer, zum Kursleiter.
Ich würde gern Begleiter sein, ein Begleiter, der einen Strauss von Werkzeugen kennt, die in den verschiedensten Situationen herBeigezogen werden können, um die unterschiedlichsten Herausforderungen zu meistern und Ziele zu erreichen, mit dem Menschen im Zentrum.